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Karriere und Hund – Passt das zusammen?

23 Apr 2022

Wer kennt sie nicht? All diese vielen Personen, die sich eigentlich schon immer einen Hund wünschen, sich aber irgendwie nie dazu durchringen können tatsächlich einen in Ihr Leben zu lassen. Eine sehr häufige Begründung hierfür ist dabei immer wieder der Bürojob – viel Stress, wenig Zeit. Wie soll das nur funktionieren?

 

Ich bin Wirtschaftsjuristin und habe eine Berner Sennenhündin, die mir sowohl in der Freizeit als auch bei der Arbeit Gesellschaft leistet. In der Rechtsbranche bin ich mit dieser Kombination eher die Ausnahme als die Regel. Hier ist das Thema „Hund und Karriere“, geschweige denn „Bürohund“, noch nicht wirklich angekommen. Mittlerweile kann ich also gar nicht mehr zählen, wie häufig ich schon gefragt wurde, wie ich meinen Job denn überhaupt mit einem Hund vereinbaren könne. Aber auch abseits meines beruflichen Umfelds bekomme immer wieder mit, wie Karriere und Hund in einen krassen Widerspruch zueinander gesetzt werden. Aber warum eigentlich? 

 

Als Juristin nie wieder ohne Hund

Ich selbst bin mit Hunden aufgewachsen. Und ich wusste schon immer, dass ich auch in Zukunft nicht auf sie verzichten möchte und auch gar nicht kann. Also stellte sich für mich nie die Frage ob ich mir einen hole, sondern nur wie ich das anstelle. Wie es also so kommen musste, hatte ich mir meine Berner Sennenhündin „Sola“ damals schon während des Studiums zu mir geholt. Das war allerdings an ein ganzes Jahr intensiver Planung zuvor gekoppelt. So hatte ich z.B. die Prüfungen aus zwei Semestern vorgezogen und in einem geschrieben – und auch alle bestanden. Nur damit ich im darauffolgenden Semester viel Zeit für die Welpenerziehung hatte. Ich frage mich heute immer noch, wie ich das überhaupt geschafft habe. Ich glaube, wenn man etwas wirklich will, kann man Superkräfte entwickeln und zu einem Organisationswunder mutieren. Anders kann ich mir das nicht erklären.

 

Mittlerweile habe ich meine Hündin schon seit 7 Jahren. Und sie hat mich nicht ein einziges Mal an all dem behindert, was ich vorhatte. Ganz im Gegenteil. Sie bringt mich immer wieder zwischendurch zum Lachen, wenn ich verkrampft an einem Projekt sitze. Sie erinnert mich konsequent an regelmäßige Pausen, wenn sie raus will. Sie stellt sicher, dass ich mich jeden Tag mindestens 1,5 Stunden in der Natur bewege. Sie verurteilt mich auch nicht, wenn ich mal wieder Selbstzweifel o.ä. haben sollte. Für sie bin ich gut genug – und das immer! Sie bringt mich dazu, abschalten und neue Energie tanken zu können. Jeden einzelnen Tag. Dank ihr kann ich meine Arbeit qualitativ hochwertiger, nachhaltig länger und wesentlich besser gelaunt machen, als ohne sie. Sie ist damit nicht nur die beste „Chefin“, sondern auch die beste Begleiterin und Freundin, die ich mir jemals hätte wünschen können. Ich kann gar nicht beschreiben, wie dankbar ich dafür bin, sie an meiner Seite zu haben.

 

Wenn mich also jemand fragt, wie ich meinen Job denn überhaupt mit Hund hinbekomme, antworte ich darauf, dass ich ihn gerade wegen ihm so gut hinbekomme. 

 

 

Bei Hunden werden sogar Manager:innen emotional

Weil ich also schon so oft mit der Frage konfrontiert wurde, wie Karriere und Hund denn zusammenpassen, teilte ich auf der Business-Plattform „LinkedIn“ einen Beitrag zu diesem Thema und beschrieb meine Erfahrungen. Ich hatte zuvor noch nichts dergleichen in meinem Netzwerk lesen können und wollte mal zur Sprache bringen, wie gut mir mein Hund tut – gerade im Job. 

 

Ganz zu meiner Überraschung ging dieser Post ziemlich schnell viral. Als ob das alleine allerdings nicht schon beeindruckend genug gewesen wäre, geschah unter diesem Beitrag etwas, das ich nie für möglich gehalten hätte: Es gab eine Sturmflut an Bildern in den mehreren hundert Kommentaren. All die sonst so seriösen, neutralen und hochprofessionellen „Business-Leute“, wie z.B. Anwält:innen, Manager:innen oder Finanzexpert:innen, teilten sehr private Einblicke, Selfies mit ihren Hunden und erzählten ihre ganz persönlichen Geschichten, die sie mit ihnen erlebten.

 

Eine Fernsehmoderatorin schrieb beispielsweise, dass sie ihrem ehemaligen Arbeitgeber sogar sagte „Entweder ich darf den Hund mit ins Büro bringen oder ich kündige!“ und dass sie sich ohne ihren Hund viel weniger bewegen und auch viel weniger lachen würde. Ein Hotel- und Restaurantmanager und sein Rhodesian Ridgeback sind auch bei der Arbeit unzertrennlich. Sie hatten sogar eine Zeit lang zusammen im Ausland gelebt und dann „gemeinsam“ am Neuaufbau in Deutschland gearbeitet. Eine Personalerin berichtete, dass die Mobbing-Beschwerden abgenommen hätten, seitdem sie Bürohunde bei sich haben und ein Anwalt erzählte davon, dass er seinen Golden Retriever gerne auch zu Meetings mitbringt, weil er die Stimmung auflockere und dadurch meist auch schnellere und bessere Ergebnisse z.B. bei Vertragsverhandlungen zustandekämen.

 

Eine Geschichte begeistert und berührt mich aber ganz besonders. Eine Eventmanagerin kommentierte, dass sie sich schon seit 20 Jahren einen Hund wünscht, aber immer dachte, dass das nicht ginge. Nachdem sie aber nun meinen Beitrag und die vielen Kommentare gelesen hatte, in denen alle schrieben, dass mit ein wenig Organisation alles machbar ist und sie ihren Hund nie wieder missen möchten, wäre es nun auch für sie an der Zeit, Lösungen zu finden. Zwei Monate später kommentierte sie wieder. Diesmal mit einem Bild von ihrem Hund. Sie schrieb dazu: „Und dann geht es plötzlich ganz schnell. Am Samstag hat sich mein Wunsch nach einem Hund endlich erfüllt! Ich bin total glücklich! Und alles Organisatorische ist geregelt.“

 

 

Ein Hund ist ein Lebewesen, kein Bürogadget!

Ein Hund steht der Karriere also mit der richtigen Organisation keinesfalls im Weg, sondern kann ihr sogar enorm guttun. Bewegung, frische Luft, unbeschreiblich viel Freude, regelmäßige Pausen und ein angenehmeres Arbeitsumfeld sind genau das, was vielen Menschen heutzutage in ihren Büros oder auch zuhause fehlt. Wer als Arbeitgeber:in „New Work“ leben möchte, sollte sich also mit der Frage beschäftigen, wie er/sie den Mitarbeiter:innen beim Finden der entsprechenden organisatorischen Lösungen unterstützen kann. 

 

Dennoch möchte ich hier aber betonen, dass ein Hund definitiv nichts ist, das man sich wie einen neuen Bürostuhl oder einen neuen Laptop anschaffen sollte, weil man sich davon erhofft, dass die Arbeit dadurch leichter wird. Ein Hund ist ein Lebewesen, das sehr viel Liebe, Aufmerksamkeit und Fürsorge benötigt – und das nicht nur zu Arbeitszeiten. Zudem handelt es sich auch bei jedem Hund um ein Individuum, dessen Wohlbefinden unbedingt im Vordergrund stehen sollte. Jeder Hund ist anders. Und nicht jeder Hund kann z.B. stundenlang ruhig im Büro liegen, während Meetings alleine bleiben oder mag es, mit auf eine Geschäftsreise genommen zu werden. Andere finden das spannend oder sind einfach nur froh, in der Nähe ihres Herrchens oder Frauchens zu sein. Das darf man nicht vergessen. 

 

Wer sich dessen jedoch bewusst ist und vielleicht genau zu den Personen zählt, die zwar schon immer einen Hund wollten, aber Angst davor haben, er könnte dem Job oder der Karriere im Weg stehen, dem möchte ich mit diesen weniger wissenschaftlichen (dazu gibt’s bereits genügend Studien) sondern eher persönlichen Erfahrungen Mut machen. Karriere und Hund passen zusammen! Sogar sehr gut, wenn die Umstände passen oder zumindest passend gemacht werden. Die richtigen Lösungen kommen jedoch erst dann, sobald man sich nicht mehr die Frage „ob“, sondern die Frage „wie“ stellt. 

 

 

Anna Murk, LL.M.EUR. 

CO Founder LEGAL LAYMAN 

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